Italienischer Kulthersteller Borsalino pleite

Rom – Am Ende war der Mythos nicht genug: Der legendäre italienische Huthersteller Borsalino ist nach 160 Jahren pleite.

Nicht nur Humphrey Bogart und Ingrid Bergman hatten im Film «Casablanca» einen Borsalino-Hut auf dem Kopf. Auch Harrison Ford in «Indiana Jones», Michael Jackson und Winston Churchill waren mit einem
Borsalino gut behütet.

Doch das Traditionsunternehmen mit Sitz in Alessandria östlich von Turin steckt seit Jahren in der Krise. Am Montag (18. Dezember) wies ein Gericht den Antrag auf ein Gläubiger-Vergleichsverfahren des Investors Haeres Equita zurück. Etwa 130 Mitarbeiter schauen nun in eine ungewisse Zukunft.

Der Italiener Giuseppe Borsalino hatte das Unternehmen 1857 gegründet und es von einer kleinen Hut-Werkstatt zur Firma der Stars hochgezogen. Unter der Führung seines Sohns Teresio wuchs die Hutproduktion in den 1920er Jahren auf zwei Millionen pro Jahr. Heute zählt das Unternehmen Johnny Depp, Leonardo Di Caprio, Denzel Washington, Justin Timberlake und Kate Moss zu seinen Kunden. Aber auch orthodoxe Juden und Kleriker gehören dazu. Sogar einen Film namens «Borsalino» mit Jean-Paul Belmondo und Alain Delon gibt es.

Für die Prominenten ist nur das Beste gut genug für die Herstellung: Kaninchen- oder Biber-Fell werden per Hand zu Hüten verarbeitet. Die klassischen Filzhüte kosten zwischen 250 und mehr als 800 Euro. Rund sieben Wochen dauert die Produktion eines Hutes.

Und Nachfrage gibt es. «Es ist eine absurde Situation», sagte Maria Iennaco von der Gewerkschaft Cgil. «Es gibt Arbeit, es gibt Aufträge, und deshalb kann man über die Entscheidung des Gerichts nur wütend sein.» Das Geschäft sei im Kern gesund.

Was war geschehen? Schon vor Jahren kamen Berichte über finanzielle Schwierigkeiten und dubiose Finanzgebaren des einstigen Inhabers Marco Marenco auf, der in Italien auch im Zusammenhang mit der Pleite des Lebensmittelkonzerns Parmalat ein Name ist. Als sein Imperium – er war als «Gas-König» bekannt und hatte eigentlich im Energiesektor zu tun – zusammenbrach, zog das auch Borsalino mit nach unten.

2015 suchte das Unternehmen nach einem Investor – die Schweizer Haeres Equita übernahm. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 17,5 Millionen Euro, Angaben zum Gewinn machte die Firma nicht. «Der Markt und die Nachfrage sind gut, und die Aussichten sind noch besser», sagte ein Sprecher von Haeres Equita. Aber die Schulden aus der Vergangenheit waren zu groß. Das Gericht habe nun ein zweites Verfahren, mit dem die Gläubiger entschädigt werden sollten, abgelehnt.

Haeres Equita kündigte an, die Produktion solle vorerst weitergehen. «Wir werden weiter nach Lösungen suchen, um diese ikonische Marke zu erhalten und die Interessen der Mitarbeiter, Zulieferer, Kunden, der Stadt und der Behörden in Alessandria zu schützen», wurde der Vorsitzende Philippe Camperio in einer Mitteilung zitiert.

An der Marke hängt auch ein Stück italienische Kultur: Borsalino steht wie Ferrari oder Pasta von Barilla für Marken «Made in Italy». «Lasst uns ein Kulturgut der italienischen Handwerkskunst schützen», sagte Claudio Cavallaretto von der Gewerkschaft Cisl der Nachrichtenagentur Ansa zufolge. Nun übernehmen die Insolvenzverwalter.

Fotocredits: Daniel Reinhardt
(dpa)

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